Lizenz, CACIL, CCLA & Co.

Bevor man als Windhund in einem Coursing- oder Rennbewerb starten darf, muss man einige Voraussetzungen erfüllen:

Die Lizenz zum Flitzen

Neben der körperlichen Gesundheit und entsprechenden Fitness, einem gewissen Grundgehorsam (!) und der nötigen emotionalen Reife braucht der Hund eine Eintragung in einem FCI-Zuchtbuch, in Österreich ist das das ÖHZB des ÖKV. Wurde der Hund nicht innerhalb der FCI gezüchtet oder handelt es sich um einen Importhund (das trifft z.B. die verschiedenen Podencos und den Galgo Español aus dem Tierschutz, Orientalen aus den Ursprungsländern, neu anerkannte Rassen wie Silken Windsprite & Co), muss er in einem Zuchtbuch registriert werden. Dazu ist im Normalfall eine Bewertung durch 2 Formwertrichter nötig, die bestätigen, dass der Hund dem Rassestandard entspricht. Man nennt dies “Phänotypisierung”.
Anschließend geht es an den Lizenzerwerb.

Für Österreicher ist das eine vergleichsweise aufwendige und natürlich nicht kostenlose Sache, denn es sind folgende Dinge dafür notwendig:

  • Mitgliedschaft in einem der Renn- oder Coursingvereine.
  • 4 Trainingsläufe (davon 3 mit einem Partnerhund), die im Trainingsheft (das man von seinem Verein bekommt) vermerkt werden.
  • Ein Verkehrssicherheitstest, alternativ eine BH.
  • Eine oder ggf. zwei Größenmessungen für Whippets (und Italienische Windspiele) – Whippetrüden müssen  51cm, Hündinnen  48cm sein. Ansonsten laufen sie in der Nationale Größenklasse, für die kein CACIL vergeben wird. Whippets über 56cm (Rüden) bzw. 52cm (Hündinnen) sind laut FCI Windhundsportordnung mit Stand 2016 nicht berechtigt, an Bewerben teilzunehmen.
  • Ab einem Alter von 12 Monaten (Italienische Windspiele und Whippets) bzw. 15 Monaten (alle anderen Windhunderassen) müssen 2 Lizenzläufe vor einem Richter/zwei Lizenzabnehmern absolviert werden, der Begleithund muss der selben Rasse angehören und benötigt selbst keine Lizenz, sollte aber natürlich sauber laufen. Bei Minderrassen sind ev. Ausnahmen möglich, der Partner muss dem zu lizenzierenden Hund jedoch ähnlich sein (Größe, Schnelligkeit).
    Zwischen dem ersten und zweiten Lizenzlauf dürfen maximal 6 Monate (nicht berücksichtigt werden dabei November-März, Winterpause) verstreichen. Die Lizenzläufe sind in dem Verein zu absolvieren, in dem man Mitglied ist.
  • Wenn man nun die Lizenzläufe positiv absolviert hat, muss das Trainingsheft und die originale Ahnentafel an die Verbandskörperschaft (z.B. ÖGV, ÖKWZR) übergeben werden. Dieser veranlasst die Ausstellung der Lizenz beim ÖKV. Jährlich muss die Lizenz durch den Verein, in dem man Mitglied ist, verlängert werden, da sie sonst nicht gültig ist.

Alternativ kann man eine Rennlizenz (etwas anderer Ablauf, 6 Trainings- und 4 Lizenzläufe) erwerben, diese berechtigt automatisch zur Teilnahme an Coursings, umgekehrt gilt dies allerdings nicht.

Wenn man sich bis dahin durchgekämpft hat, beneidet man Windhundmenschen anderer europäischer Länder und klopft sich und dem Hund erst mal richtig auf die Schulter, denn das ist eine tolle Leistung!
Nirgendwo sonst wird so viel von Haltern und Hunden verlangt, wie in Österreich. In anderen Ländern liegt die Entscheidung beim Halter, ob der Hund sich an die Lizenz wagen soll. Trainingsläufe sind dort nicht verpflichtend vorgeschrieben. Mit der Änderung 2016 von 10 Läufen (6 Trainingsläufe + 4 Lizenzläufe) auf nunmehr 6 Läufe für die Coursinglizenz, hat sich immerhin hier etwas zum Positiven verändert.

Als Vergleich (Stand 2015):
Schweiz – 1 Sololauf, 2 begleitete Läufe
Deutschland – 2 Sololäufe, 2 begleitete Läufe
Polen – 1 Sololauf, 1 begleiteter Lauf
Tschechien – 1 Sololauf, 2 begleitete Läufe
Italien – 1 Sololauf, 1 begleiteter Lauf
Niederlande – 2 begleitete Läufe
Slowenien – 1 Sololauf, 1 begleiteter Lauf
Frankreich – 1 Sololauf, 1 begleiteter Lauf
usw.

Nach dem Lizenzerwerb geht’s ab in den Bewerb…

CACIL, CCLA & Co. – Die Titelvergabe

Am 1. Januar 2017 trat das neue internationale Renn- und Coursingreglement in Kraft und auch in Österreich gab es Änderungen, die auch die Vergabe der Titelanwartschaften betrifft. Da mit einer gewissen Regelmäßigkeit kleinere und auch größere Änderungen im Reglement vorgenommen werden, lohnt sich immer mal ein Blick in die Ordnung. Die aktuelle Fassung findet man auf der Homepage der FCI. Ich halte mich hier nur ans Coursing, da für uns vor allem das Coursing Relevanz hat. In Kürze erklärt bedeutet

CCLA (Certificat Championat Levriere Autrichien) – Anwartschaft für das österreichische Championat

Vergabe auf einem nationalen oder internationalen Coursing in Österreich, bei dem mindestens 3 Hunde einer Rasse anwesend sein müssen. Der Hund muss außerdem mindestens 80% der Gesamtpunkteanzahl erreichen und vorab 2 österreichische Ausstellungsergebnisse mit SG oder V vorweisen (ab 15 Monate, Jugendklasse, Zwischenklasse, Offene Klasse, Gebrauchshundklasse, Championklasse). Sind 3 Hunde oder mehr pro Rasse und Geschlecht am Start, wird für jedes Geschlecht das CCLA vergeben.
Es gibt kein Reserve-CCLA.

Für den Titel Österreichischer Coursingchampion werden 4 CCLA benötigt.

CACIL (Certificats d`Aptitude au Championnat International de Lévriers) – Anwartschaft für das internationale Championat

Vergabe auf einem internationalen Coursing der FCI, egal in welchem Land. Es müssen mindestens 6 Hunde am Start sein. Mit Änderung des Reglements 2017 wird das CACIL nur mit der Bedingung vergeben, bei der Meldung ein SG von einer int. Ausstellung vorweisen zu können. Der Hund muss beim Coursing mindestens 2/3 der erreichbaren Gesamtpunktezahl erreicht haben.

Das resCACIL kann von den Richtern an den zweitplatzierten Hund vergeben werden, wenn er die selben Voraussetzungen erfüllt. Bei Punktegleichheit erhält der Hund die Anwartschaft, der im 2. Durchgang mehr Punkte erreicht hat. Sollte Punktegleichheit in jeweils beiden Durchgängen bestehen, wurde früher das Alter als Kriterium herangezogen (der ältere Hund erhielt das CACIL), seit 1. Juli 2012 entscheidet die höhere Bewertung im Detail über die Reihung, und zwar mit folgender Gewichtung: Gewandtheit, Schnelligkeit, Kondition, Eifer und zuletzt Folgen.

Für den Titel Internationaler Renn- und Coursingchampion (Champion International de Course) sind mindestens 3 CACIL oder 2 CACIL und 2 resCACIL aus zwei verschiedenen Ländern nötig, die mit einem Abstand von mindestens einem Jahr und einem Tag zwischen erstem und letztem Zertifikat erworben wurden.

In Kombination mit Ausstellungen gibt es außerdem den FCI Schönheits- und Leistungschampion als eintragungsfähigen Titel. Dieser ist für Rassen mit einer gewissen Populationsdichte nicht einfach zu erreichen und stellt eine echte Herausforderung dar:
Zwei CACIB (Anwartschaften auf den internationalen Schönheitschampion) oder zwei CACIB und zwei resCACIB aus mindestens zwei verschiedenen Ländern und von mindestens zwei verschiedenen Richtern. Zusätzlich muss der Hund an mindestens drei CACIL-Bewerben teilgenommen und zumindest ein CACIL oder zwei resCACILs erreicht haben.
Zwischen erster und letzter Anwartschaft müssen wiederum mindestens ein Jahr und ein Tag liegen.

Für die Meldung in der Gebrauchshundeklasse einer Ausstellung werden folgende Anforderungen gestellt:
Gültige Coursing- oder Rennlizenz, mit der über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr und einem Tag mindestens zwei Mal an internationalen CACIL Rennen/Coursings ohne Disqualifikation teilgenommen wurde. Der Hund muss sich in beiden Rennen/Coursings in der ersten Hälfte der Teilnehmer platziert haben und er benötigt auch hier mindestens 75% der Gesamtpunktezahl.
Alternativ berechtigt ein nationales Coursing- oder Rennchampionat natürlich ebenfalls zur Teilnahme in der Gebrauchshundeklasse.

Hier findet man das FCI Renn- und Coursingreglement in immer aktueller Fassung: FCI
Und hier das österreichische Reglement und viele wichtige Infos mehr: ÖKV
Die Bedingungen für das deutsche Championat kann man hier nachlesen.

Der WCD hat in Deutschland zusätzlich den Titel Multi Purpose Whippet (WCD) geschaffen. Zur Erlangung muss der Hund bestimmte Voraussetzungen in drei der neun möglichen Sparten (Betätigungsfeldern) erfüllen. Die zulässigen Sparten sind: Ausstellung, Rennen, Coursing, Begleithundprüfung, Fährtenhundprüfung, Agility, Obedience, Rettungshundearbeit und Tunierhundsport.
Mehr dazu hier.

Erstellt März 2013, laufend aktualisiert.