Kastration

Viele Hundebesitzer stellen sich irgendwann die Frage nach einer Kastration, besonders ihrer Hündin.
Verunsichert werden sie durch haltlose Behauptungen von Bekannten und anderen wohlmeinenden Hundebesitzern oder gar von Tierärzten und Hundetrainern.
Eine Hündin bekäme unweigerlich im Alter Mammatumore und Gebärmutterentzündungen, sie leidet unter der Läufigkeit und eventueller Scheinträchtigkeit und überhaupt, aus “Tierschutzgründen” sollte man seinen Hund auf jeden Fall kastrieren lassen. Welche das genau sind, konnte mir leider noch niemand nachvollziehbar darlegen.
Im Gegenteil, ist es doch so, dass das TSchG die Kastration (Amputation von Organen) ohne das Vorliegen einer medizinischen Indikation (de facto ist eine prophylaktische Kastration die Amputation gesunder, funktionsfähiger Organe) verbietet und nur in ganz wenigen Ausnahmefällen zulässt. *
Und auch auf Tierärzte ist leider oft nicht so Verlass, wie man es sich wünschen würde. Obwohl sie über das theoretische Wissen um die Nachteile verfügen (sollten), überwiegt für manche der (finanzielle?) Vorteil, den sie durch die Operation und die eventuell auftretenden Folgen haben.
Fakten müssen also her, damit sich der Hundehalter möglichst objektiv eine Meinung bilden kann.
Eine Anmerkung vorweg: Dieser Text wird seit 2009 laufend erweitert und es hat sich seitdem bereits einiges getan, dennoch ist die Kastration noch immer ein Routineeingriff.

+ Mammatumore sind bei kastrierten Hündinnen, die nach der ersten Hitze kastriert wurden, genauso häufig, wie bei unkastrierten (0,2% bis maximal 1,8%).

+ Das häufige Harnträufeln resp. Inkontinenz nach Kastrationen vor allem großer Hündinnen (ab 20kg) stellt eine Dauerbelastung für den Besitzer und die Hündin dar. Die Ursache wird im Wegfall des (Eierstock-)Hormons Östrogen gesehen. Es ist u.a. für die Schließmuskelfunktion der Harnblase mitverantwortlich. Dieses Harnträufeln beginnt meist innerhalb der ersten zwei Jahre nach der Kastration. Die Verabreichung von Östrogen zum Ausgleich ist nicht mehr zu empfehlen, weil dies einerseits nur kurze Zeit wirksam ist, auf der anderen Seite jedoch folgende Schäden möglich sind: Knochenmarksdepression (nicht sofort sichtbar), Mangel an Blutplättchen und damit Blutgerinnungsstörungen. Geeigneter erscheint heute die Gabe von Ephedrin, das jedoch auf Herz und Kreislauf wirken kann und deshalb nicht bei jeder Hündin einsetzbar ist. Bleibt noch die operative Therapie-Methode, die jedoch nur von einigen Tierkliniken mit entsprechender Ausrüstung angeboten wird.
Neuerdings gibt es erste Erfolge durch den Einsatz des Hormon-Implantats Suprelorin (siehe weiter unten im Text oder hier), jedoch finde ich es ausgesprochen fragwürdig, erst die hormonproduzierenden Organe zu entnehmen und daraufhin bei willig in Kauf genommenen Nebenwirkungen lebenslang mit von außen ins System eingeführten Hormonen zu arbeiten.

+ Bei manchen Hündinnen treten die Läufigkeitssymptome auch nach der Kastration wieder mehr oder weniger stark auf. Dies gilt besonders für Hündinnen, deren Gebärmutter nicht oder nur teilweise entfernt wurde. Die Ursache ist in versprengtem Ovargewebe zu sehen, das der Operateur nicht finden konnte (oft unterhalb der Eierstocktasche am Aufhängeband der Niere). Dieses Gewebe bleibt hormonell aktiv und neigt zur Entartung (Zystenbildung). Dauerläufigkeit ist oft die Folge.
Die Hormonaktivität kann zur Vereiterung des verbliebenen Gebärmutter-Rests führen.

+ Ein Grund gegen die Sterilisation ist das Risiko der Zystenbildung/Entartung der in der Hündin belassenen Eierstöcke und das bleibende Risiko bzgl. der Gebärmuttervereiterung (8%).

+ Dr. Andrea Münnich (Tierklinik für Fortpflanzung und Geburtshilfe der Freien Universität Berlin) empfiehlt ein Belassen der natürlichen Gegebenheiten, sofern nicht medizinische Gründe im Einzelfall dagegen sprechen. Sie teilt diese Meinung mit Dr. vet. med. habil. Armin Kuntze, Dr. Gerhard Baumgartner (Referat für Tierschutz des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten), Prof. Dr. Kurt Kotrschal (Department für Verhalentsbiologie Uni Wien, Wolf Sience Center u.a.), Prof. Dr. Udo Gansloßer und vielen anderen Experten.

Unter dem Link “Long-Term Health Risks and Benefits Associated with Spay/Neuter in Dogs” finden sich die Langzeiteffekte (positive sowie negative) auf die Gesundheit, mit dem Fazit: Negative Gesundheitseffekte überwiegen bei Rüden eindeutig, bei Hündinnen ist die Sache weitaus komplexer und muss im Einzelfall genau abgewogen werden.

Die Untersuchung bei kastrierten Hunden

Mammatumor:
Bei unkastrierten Hündinnen erkranken zwischen 1,98 und 2,8 (maximal 18,6) von 1000 Hündinnen, (je nach Alter und Rasse), das entspricht einem Prozentanteil von 0,2% bis maximal 1,8%. Frühkastrierte Hündinnen haben demgegenüber ein Risiko von 0,0093%, nach der ersten Läufigkeit kastrierte Hündinnen tragen ein Risiko von 0,1488%.
Entartungen treten zudem in der Regel im späten Lebensabschnitt auf, mit einem Durchschnittsalter von 10-15 Jahren (Stolla, 2001).
Angesichts dieses geringen Risikos muss die Frage erlaubt sein, ob der medizinische Prophylaxegedanke gerechtfertigt ist. Diese Frage drängt sich umso mehr auf, wenn man sich die Wahrscheinlichkeiten der unerwünschten – auch gesundheitlichen – Folgen der Kastration anschaut. Diese Studie spricht sogar davon, dass kastrierte Hunde eine bis zu 30% geringere Lebenserwartung haben.

Risiko für Gebärmutterentzündung bei unkastrierten Hündinnen: 8%

Ein wenig Statistik

Bei Hündinnen:
49% zeigen Fellveränderungen
44% zeigen Gewichtszunahme
40% zeigen vermehrten Hunger
28% zeigen Harnträufeln (Inkontinenz)
22% sind aktiver
15% sind lethargischer
11% sind aggressiver gegen Hunde allgemein
9% sind aggressiver gegen Hündinnen

Bei Rüden:
47% zeigen Gewichtszunahme
46% zeigen vermehrten Hunger
45% zeigen das Verschwinden einer vormaligen Vorhautentzündung
32% zeigen Fellveränderungen
34% sind weniger aggressiv gegen Rüden
9% zeigen Harnträufeln (Inkontinenz)
7% sind weniger aggressiv gegen die Familie
2% sind weniger aggressiv gegen Fremde

Bei Hündinnen kastriert besteht ein größeres Risiko:
(8 x) zu Harninkontinenz
(2 x) zu Übergewicht
(8 x) größeres Risiko zu Herztumoren
(4 x) zu sonstigen Krebserkrankungen (LSA, HSA, MCT)
(5 x) zu Gelenkserkrankungen (HD, Kreuzbandriss, ED)

größeres Risiko zu Hämangiomen (Blutschwamm)
Schilddrüsenunterfunktion
Schilddrüsenkrebs
Nieren/Blasengeschwüre
akute, fatale Pancreatitis
chronische Hornhautentzündung
Schwund von Muskelmasse und Bindegewebe
und selbstverständlich, während der Operation zu sterben

Hündinnen unkastriert tragen ein größeres Risiko:
(6 x) von Analfisteln
größeres Risiko zu Scheidenentzündung und Scheidentumoren
Brustkrebs (im Vergleich zu Frühkastrationen)
Gebärmutterentzündung

Bei Rüden kastriert besteht ein größeres Risiko:
(2 x) zu Übergewicht
(4 x) zu sonstigen Krebserkrankungen (LSA, HSA, MCT)
(5 x) zu Gelenkserkrankungen (HD, Kreuzbandriss, ED)

Prostatakrebs
Nieren-/Blasengeschwüren
Diabetes
Schilddrüsenunterfunktion
Osteosarcoma
und natürlich, während der Operation zu sterben

Bei Rüden unkastriert besteht ein größeres Risiko:
Leukämie
Hodenkrebs
6 x von Analfisteln
bei Lymphoma ein kürzerer krankheitsfreie Intervall

Verhaltensauffälligkeiten – Kastration kann vieles verschlimmern!

Oftmals wird nur über positive Verhaltensänderungen gesprochen, die zahlreichen negativen Veränderungen werden gerne billigend in Kauf genommen oder gar nicht mit der Kastration in Verbindung gebracht. Darüber hinaus hat eine Kastration oft auch gar keinen Effekt auf unerwünschtes Verhalten.
Eine Studie aus 2018 zeigte, dass es keinen Zusammenhang zwischen Aggressionsverhalten und der Kastration gab, lediglich frühkastrierte Hunde (unter 12 Monaten kastriert) zeigten eine um 26% höhere Wahrscheinlichkeit, aggressives Verhalten gegenüber Fremden zu zeigen – also eher ein negativer Effekt.
Selbst Rüden, die im Alter von nur 40 Tagen kastriert wurden, zeigten im Vergleich ihrer Entwicklung (verfolgt bis zum 8. Lebensmonat) kein anderes Geschlechtsverhalten als ihre unkastrierten Wurfgeschwister.
Frühkastration hat keinen Einfluss auf dominantes Verhalten (LeBoeuf, 1970, zit. nach Salmeri u.a., 1991b).
Lerneffekte über die Zeit hinweg scheinen keinen großen Einfluss zu haben, so konnte Hart (1968, zit. nach Hart/Eckstein,1997) nachweisen, dass es keinen Unterschied macht, ob Rüden vor ihrer Kastration erlaubt wurde mit Hündinnen zu kopulieren, also Lernerfahrungen zu sammeln oder nicht – es bedarf dazu keiner Übung, von daher bringt eine frühe Kastration auch keine besseren Ergebnisse in Bezug auf die geschlechtshormongesteuerten Verhaltensweisen wie Aufreiten, Kopulation, Urinlecken, Markieren usw.
Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass kastrierte Rüden durchaus noch in der Lage zum Geschlechtsakt sind und ihr Rüdenverhalten sehr wohl in einem gewissen Maße beibehalten. Wer also ein gemischtes Rudel hält und der irrigen Annahme verfällt, mit einer Kastration des Rüden hätte er alle Probleme gelöst und der Hündin den größeren Eingriff erspart, liegt sehr oft falsch. Oft folgt darauf auch noch die Kastration der Hündin…
Die Ergebnisse der Bielefelder Studie bestätigen obige Studien und zeigen zugleich, dass negative Verhaltensweisen wie z.B. Unsicherheit im Verhalten gegenüber Artgenossen, gesteigerte Aggressivität gegen gleichgeschlechtliche Hunde und gegen Hunde im allgemeinen, ja sogar Aggression gegen Fremde häufiger von Haltern solcher Hunde als Folgen beschrieben werden, welche in einem Alter von unter 6 Monate kastriert wurden.
Beachtet man hierzu die mittlerweile gut untersuchten hormonellen Mechanismen, die Verhalten und Geschlechtshormone koppeln, ist dies keine Überraschung. Ich empfehle das Buch “Kastration und Verhalten” von Dr. Udo Gansloßer und TÄ Sophie Strodtbeck und zum kurzen Einlesen den Artikel zur Frühkastration von Prof. Dr. Kurt Kotschal, in dem die massiven gesundheitlichen Risiken für Immunsystem, Bewegungsapparat usw. bei einer Frühkastration beleuchtet werden. Auch dieser Artikel zu den “neurobiologischen Aspekten der Kastration” ist sehr empfehlenswert!
Immer mehr Studien zeigen, dass es einen signifikanten Zusammenhang zwischen (Früh-)Kastration und Verhaltensauffälligkeiten gibt, insbesondere Angstverhalten (Geräuschangst, Gewitterangst, Angst vor neuen Situationen usw.).
Oft treten nach einer Kastration Schilddrüsenunterfunktionen auf, und es ist anzunehmen, dass die Kastration hier eine Ursache bzw. ein Auslöser ist ((Dixon et al. 1999). Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass die Schilddrüsenhormone bereits innerhalb einer Woche nach der Kastration bei Hündinnen um bis zu 22% fallen (Van der Walt, 1983).
eine SDU hat gravierende Auswirkungen auf die Gesundheit, aber selbstverständlich besonders auf das Verhalten (Ängstlichkeit, Unsicherheit, Aggression). Mehr dazu in dieser Arbeit.

Gesundheitliche Gründe

Selbstverständlich gibt es auch gute Gründe für eine Kastration. Hier wäre bei der Hündin eine akute Entzündung der Geschlechtsorgane zu nennen, ebenfalls Diabetes in den verschiedenen Ausprägungen und andere hormonell beeinflusste Erkrankungen. Starke Scheinträchtigkeit mit einhergehender starker Wesensveränderung ist ebenfalls für die Hündin und Besitzer ein Grund.
Bei Rüden steht oft wegen chronischer Vorhautentzündung oder Tumoren eine Operation an, auch ein übersteigerter Sexualtrieb kann eine Belastung für den Hund sein.
Doch sollte man vor einer Kastration auch überlegen, ob man nicht mit alternativen Heilmethoden und einer Verhaltenstherapie eine Besserung von Beschwerden erreichen kann. Akuterkrankungen und Wesensveränderungen können gerade mit Phytotherapie sehr gut behandelt werden und die Rolle der Ernährung bei Verhaltensauffälligkeiten wird immer mehr erforscht.

Die chemische Kastration (z.B. Suprelorin)

Wird eine Kastration beim Rüden oder der Hündin als unumgänglich angesehen, rate ich persönlich zum Setzen eines Suprelorin-Implantats.
Damit kann überprüft werden, ob sich tatsächlich eine gewünschte Wesensveränderung ergibt oder ein Effekt auf gesundheitliche Probleme (selbstverständlich nicht bei Akuterkrankungen wie einer Pyometra).
Die Wirkung hält mind. 6 Monate an, es kommt zu keiner Läufigkeit und der Rüde ist unfruchtbar. Nebenwirkungen sind u.U. die einer chirurgischen Kastration, allerdings ohne OP-Risiko und Schmerzen. Suprelorin darf nicht mit den Hormonspritzen aus früheren Tagen verwechselt werden, die beträchtliche Risiken mit sich bringen und abzulehnen sind. Zu beachten ist außerdem, dass der richtige Zeitpunkt im Zyklus der Hündin gewählt wird, da es sonst zu Komplikationen (induzierte Läufigkeit, anhaltende Läufigkeit usw.) kommen kann. Dieser lässt sich mit Sicherheit nur durch eine Untersuchung des Hormonspiegels feststellen.
Meine Erfahrungen bei Buddy waren sehr gut, die umfangreichen Recherchen im Internet, bei Tierärzten und Züchtern haben ebenfalls ein sehr positives Bild ergeben. Das Implantat (manchmal auch als Hormonchip bezeichnet) ist zur Daueranwendung geeignet, jedoch sollte man sich bewusst sein, dass dadurch ebenfalls in den Hormon- und Stoffwechselhaushalt eingegriffen wird und dies einige der oben genannten Nebenwirkungen zur Folge hat.
Mittlerweile hat Suprelorin/Deslorelin auch einige andere Einsatzgebiete, z.T. um Schäden der chirurgischen Kastration zu vermindern.

Zum Schluss

… sei mir ein eigenes Resümee erlaubt: Meine Erfahrungen mit Kastrationen, die übrigens durch meine Tierschutzarbeit im deutlich 2-stelligen Bereich liegen, waren durchweg negativ, sowohl vom Zustand der Hunde nach der OP, dem Heilungsverlauf und auch der psychischen Veränderung in Folge. Bei meinen kastrierten Hunden bereue ich es zutiefst, denn ich werde jeden Tag erneut mit der Konsequenz meiner (eher unfreiwilligen) Entscheidung konfrontiert.
Aber zum Glück sind Hunde nicht nachtragend und trauern nicht “besseren” Zeiten hinterher, so bleibt mir ein vorwurfsvoller Blick zumindest erspart.
Man darf hier nicht vermenschlichen, dem Hund ist es selbstverständlich egal, ob ihm Organe fehlen oder nicht und er weiß vermutlich auch nicht mehr, dass er früher die Welt und seine Artgenossen ganz anders betrachtet hat. Aber die womöglich lebenslangen Schmerzen durch den massiven Eingriff im Bauchraum, durch das Narbengewebe, die Stümpfe usw. können Hündinnen genauso fühlen, ebenso die anderen “Nebenwirkungen”, bis hin zu einem frühen Tod. Nur zeigen Hunde Schmerzen oft nicht, bzw. wir Menschen erkennen die Anzeichen dafür nicht.
Die Frage muss erlaubt sein, warum wir beim Menschen diese Operationen nur im Notfall durchführen und auf Wunsch die schweren Nebenwirkungen mit einer Hormonersatztherapie etc. eindämmen, den Hund aber nach der OP seinem Schicksal überlassen.
Wenn man das Pech hat und der Hund entwickelt ein übersteigertes Angstverhalten oder Aggressivität gegenüber Artgenossen, lebt es sich für ihn deutlich schlechter als vorher.
Dass noch immer sehr viele Halter sorglos mit dem Thema Kastration umgehen, ist schade, und der Trend zur Frühkastration überaus bedenklich. Vielleicht regen die oben angeführten Fakten zum Nachdenken an.

Eine Kastration ohne medizinische Indikation ist eine Amputation von gesunden Organen und stellt einen erheblichen Eingriff in die normalen physiologischen Stoffwechselvorgänge des Körpers, den Hormonhaushalt (nicht nur den der Geschlechtshormone!) und damit letztlich auch der Psyche dar.

Es ist definitiv nicht nötig, seinen Hund wegen eines minimalen Krebsrisikos oder aus Angst vor Dominanzgebaren zu kastrieren. Vor einer Trächtigkeit schützt auch die Sterilisation.
Ein Umdenken ist notwendig, in den Köpfen der Halter, Trainer und Tierärzte!

Mehr Infos und Quellen:
Dr. Armin Kuntze: Kastration nur bei tiermedizinischer Indikation
Dr. Andrea Münnich: Kontrazeption – die Ausschaltung der Fortpflanzungsfähigkeit
Dr. Gabriele Niepel: Die Bielefelder Kastrationsstudie (2003)
Dr. Axel Wehrend: Leitsymptome Gynäkologie und Geburtshilfe beim Hund
www.homoeotherapie.de
bzw. siehe Verlinkungen

Eine Sammlung von Studien zur Kastration: Benefits and Risks of Neutering

! Wer sich umfassender über das Thema “Kastration” oder “Hormone und Verhalten” informieren möchte, dem kann ich die Vorträge und Seminare von Dr. Udo Gansloßer wärmstens empfehlen: http://www.einzelfelle.de !

* Verbot von Eingriffen an Tieren

§ 7. (1) Eingriffe, die nicht therapeutischen oder diagnostischen Zielen oder der fachgerechten
Kennzeichnung von Tieren in Übereinstimmung mit den anwendbaren Rechtsvorschriften dienen, sind verboten.

[...] (2) Ausnahmen von diesen Verboten sind nur gestattet
1. zur Verhütung der Fortpflanzung oder
2. wenn der Eingriff für die vorgesehene Nutzung des Tieres, zu dessen Schutz oder zum Schutz
anderer Tiere unerlässlich ist; diese Eingriffe sind in der Verordnung gemäß § 24 Abs. 1 Z 1 festzulegen. [...]

Österreichisches Bundesgesetzblatt

§ 6
(1) Verboten ist das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen oder das vollständige oder teilweise Entnehmen oder Zerstören von Organen oder Geweben eines Wirbeltieres. Das Verbot gilt nicht, wenn

[...] 5. zur Verhinderung der unkontrollierten Fortpflanzung oder – soweit tierärztliche Bedenken nicht entgegenstehen – zur weiteren Nutzung oder Haltung des Tieres eine Unfruchtbarmachung vorgenommen wird.[...]

Deutsches TierSchG

Weiters gilt:

§ 5. (1) Es ist verboten, einem Tier ungerechtfertigt Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen oder es in schwere Angst zu versetzen.

Bedenkt man, dass sich ein normal im Haushalt lebender Familienhund schon allein aufgrund der länderspezifischen Hundehaltegesetze zu jeder Zeit unter der Kontrolle seines Halters befinden muss, sich damit also eigentlich nie unkontrolliert fortpflanzen kann, folgt zwangsweise, dass die Kastration allein zur Verhinderung der Fortpflanzung nicht rechtens ist. Wenn überhaupt ein operativer Eingriff zur Unfruchtbarmachung vorgenommen werden soll, dann müsste das die Sterilisation sein, da sie dem Hund deutlich weniger Schmerzen, Leiden und Schäden zufügt.
Entsprechende rechtliche Urteile wurden bereits gefällt, faktisch befindet sich eine Kastration also zumindest in einer rechtlichen Grauzone, wobei die Tendenz durch diese Urteile eindeutig ist.
Eine Zusammenfassung von Rechtsanwältin Susan Beaucamp zur rechtlichen Seite der Kastration findet man hier.

Buchtipps

“Kastration beim Hund”: Die bekannte Bielefelder Kastrationsstudie wird vorgestellt, sowie detailliert die Vor- und Nachteile der verschiedenen Methoden zur Unfruchtbarmachung.

“Verhaltensbiologie für Hundehalter”: Sehr (!) empfehlenswertes Buch auf fundierter, wissenschaftlicher Ebene, in einem Kapitel zum Hormonhaushalt wird speziell die Kastration behandelt.
Dr. Udo Gansloßer gibt die oben genannten Seminare zum Thema Verhalten und Hormone.
Das neu erschienene (8. August 2011) Praxishandbuch dazu zeigt anschaulich die Umsetzung der Theorie in den Alltag.

“Die Hündin”: Neuauflage, Informationen rund um die Hündin, ihren Zyklusverlauf und alle zusammenhängenden Wesensveränderunge, Scheinschwangerschaft, Erkrankungen usw. Stellenweise etwas veraltet.

“Kastration und Verhalten beim Hund”: Dr. Udo Gansloßer beleuchtet hier zusammen mit der Tierärztin Sophie Strotdbeck detailliert das Thema Kastration und Verhalten aus verhaltensbiologischer Sicht, wissenschaftlich fundiert und wie gewohnt in verständlicher Art und Weise. Eine absolute Empfehlung!